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Peter Heinz | Malerei

Heinz Peter arbeitete neben seiner freischaffenden Tätigkeit als Künstler in verschiedenen Verlagen und im Flugzeugbau als Zeichner.
Viele seiner Motive spiegeln seine sozialkritischen und politischen Empfindungen wider. Außerdem Stilleben, Hamburger Milieu und Portraits in Öl. In der Druckgrafik hat sich Heinz Peter auf die Lithografie spezialisiert.








BIOGRAFIE
1924 in Rögnitz geboren
1945 - 1950 Studium an der Landeskunstschule Lerchenfeld, der heutigen HfbK Hamburg. Bei Willem Grimm, Erich Hartmann, Karl Kluth, Alfred Mahlau und als Gast bei dem Bildhauer Gerhard Marcks.
1968 Mitbegründer der Atelier-Galerie in Hamburg Blankenese.
1993 gestorben in Hamburg


AUSSTELLUNGEN
Diverse Einzelausstellungen in Hamburg und Berlin.




Exposé von Axel Feuß

Heinz Peter wurde 1924 in der mecklenburgischen Gemeinde Rögnitz südwestlich von Gadebusch im ehemaligen Kreis Hagenow geboren. Die Mutter war polnischer, der Vater französischer Abstammung. Daher erscheinen neben den Signaturen „Heinz Peter“ und „Heinz Peter Rögnitz“ gelegentlich „Pierre“ als französische Version des Vornamens und „de Mesnil“ als Familienname der Vorfahren in den Bildunterschriften des Künstlers. Aufgewachsen ist er jedoch in Hamburg in der Gegend um den Heidenkampsweg in einfachsten Verhältnissen. Bereits in frühester Jugend verfügte er über eine ausgeprägte zeichnerische Begabung. Aber weder seine leiblichen noch die Stiefeltern, bei denen er zeitweise aufwuchs, kümmerten sich um eine weiter führende schulische oder künstlerische Ausbildung.

1939 begann er bei der Hamburger Schiffswerft Blohm & Voss in der Abteilung Flugzeugbau eine Lehre als technischer Zeichner. Seine Ausbildung umfasste die Arbeit als Zeichner im Büro für Flugzeugkonstruktion und die Kenntnis der praktischen Arbeiten in den Fertigungsstätten des Flugzeugbaus. Unter dem Einfluss eines kommunistischen Arbeitskollegen begann sich Peter durch intensives Lesen weiter zu bilden und eignete sich eine kritische politische Haltung an. Nach Abschluss der Lehre wurde er bei Blohm & Voss als Technischer Zeichner übernommen. Im Januar 1943 wurde er zum Kriegsdienst einberufen und in Magdeburg sowie im Waldviertel bei Wien in Reparaturbetrieben der Kriegsabwehr eingesetzt. Als Kriegs- und Regimegegner blieb er unbehelligt und erlebte das Ende des Zweiten Weltkriegs unbeschadet.

Nach dreimonatiger Kriegsgefangenschaft kehrte Peter im August 1945 nach Hamburg zurück, wo auch seine Eltern in der zerstörten Stadt überlebt hatten. Er fasste den Entschluss ein künstlerisches Studium zu beginnen und suchte ersten Kontakt zur Landeskunstschule am Lerchenfeld. Zunächst half er, Trümmer der im Krieg stark beschädigten Schulgebäude zu beseitigen und unzerstörte Räume, die zuletzt als britische Kaserne gedient hatten, wieder für den Lehrbetrieb herzurichten. Im Wintersemester 1945/46 begann er dann sein Studium an der Landeskunstschule, der späteren Hochschule für bildende Künste, in der Malklasse bei Willem Grimm. „Er war sehr begabt“, schreibt Grimm, „und hatte den großen Elan, den die Jugend um diese Zeit allgemein hatte, bemüht um geistige und kulturelle Belange. Seine natürliche Veranlagung lag in der farbigen Gestaltung; später holte er durch eifriges Naturstudium das formale Element nach. Peter schloß sein Studium durch ein Semester in der Bildhauerklasse bei Professor Gerhard Marcks ab.“ Außerdem, so ist zu ergänzen, besuchte Peter Malklassen bei Erich Hartmann und Alfred Mahlau.

Im Winter 1945/46 war der Hamburger Maler Friedrich Ahlers-Hestermann, der 1919 die Hamburgische Sezession mit gegründet hatte, vom Hamburgischen Senat zum Direktor der neu etablierenden Landeskunstschule berufen worden. Am 3. Januar 1946 nahm die Schule ihren Betrieb auf. Bei der Auswahl der Lehrkräfte stützte sich Ahlers-Hestermann mit Willem Grimm, Erich Hartmann und Ivo Hauptmann auf führende Mitglieder der Hamburgischen Sezession, die 1933 von den Nationalsozialisten aufgelöst worden war. Hinzu kamen der Lübecker Zeichner und Gebrauchsgrafiker Alfred Mahlau und als vorzügliche Bildhauer Edwin Scharff und Gerhard Marcks. Die Landeskunstschule konnte damit an die fortschrittlichen Tendenzen der hamburgischen Kunst vor 1933, die durch die Hamburgische Sezession geprägt worden waren, wieder anschließen.

Schüler aus den ersten Studienjahrgängen der neu gegründeten Landeskunstschule haben mehrfach berichtet, daß nach der Reglementierung der Kunst während des Nationalsozialismus in den Nachkriegsjahren jede Bevormundung der Studenten durch die Lehrkräfte vermieden wurde. Die Anleitung zur selbstschöpferischen künstlerischen Tätigkeit und die nachfolgende Korrektur standen im Mittelpunkt der Lehre. Figuration und künstlerische Techniken wurden hingegen kaum aktiv vermittelt. Vicco von Bühlow, der zu Peters Studienjahrgang 1946 gehörte und später als Karikaturist unter dem Namen Loriot bekannt wurde, sagte hierzu 1993 anlässlich einer Ausstellungs-Eröffnung im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg: „Unsere Lehrer haben uns das Augenmaß für die weiße Fläche mitgegeben“ und gedachte „mit tiefer Dankbarkeit und Liebe“ seiner Lehrer Willem Grimm und Alfred Mahlau. Aus dem selben Studienjahrgang entwickelten sich neben von Bülow und Heinz Peter vermutlich aufgrund des liberalen Unterrichts ausgesprochen individualistische und bis heute hoch geschätzte Künstler wie Horst Janssen, Siegfried Oelke und Gisela Bührmann.

Aufgrund der durch die Lehrer vermittelten Tradition der Hamburgischen Sezession beschäftigten sich die Künstler an der Landeskunstschule in den Nachkriegsjahren vorwiegend mit der Darstellung der menschlichen Figur. Auch als in den Fünfzigerjahren die Landschaft, das Stillleben und die abstrakte Gestaltung in den Vordergrund traten, hielten Maler wie Hartmann, Grimm, Karl Kluth und Eduard Bargheer an der Schilderung des Menschen in seinen gesellschaftlichen, historischen und persönlichen Beziehungen und an der Einbindung der menschlichen Figur in ihre natürliche und gestaltete Umgebung fest. Das gilt ebenso für den Bereich der Skulptur, die in diesen Jahren in Hamburg besonders durch Gerhard Brandes und dessen zahlreiche Plastiken im öffentlichen Raum („Drachensteigen“, 1963, Alsterpark; „Fischer“, 1968, Altonaer Balkon) repräsentiert wird. In der Zeit an der Landeskunstschule schuf Brandes eine Porträtbüste von Heinz Peter. Auch Peter orientierte sich, angeregt von Hartmann und Grimm, am Menschenbild, wie das 1965 entstandene Porträt eines Unbekannten über den Dächern von St. Pauli, in den Siebzigerjahren gemalte Akte, Porträts der Achtzigerjahre und die zuletzt nach einer New-York-Reise entstandenen Straßenszenen belegen. Tatsächlich sind in einzelnen Arbeiten von Heinz Peter dessen Lehrer Erich Hartmann und Willem Grimm als Anreger und Vorbilder nachzuvollziehen. So erinnert beispielsweise die Reihung menschlicher Gestalten in Peters Lithografie „Libanon“ (1982) an die Maskenbilder von Willem Grimm. Während seiner Studienzeit an der Landeskunstschule lernte Peter den Zeichner und Grafiker Horst Janssen kennen, der den Kommilitonen als begabten Maler schätzte und zu dem sich eine späte Freundschaft entwickelte. Alfred Mahlau und Willem Grimm, sagte Vicco von Bühlow, „versahen uns für die Zukunft mit dem nötigen Widerstand gegen verlockende Angebote, die mit dem künstlerischen Gewissen kollidieren“. Heinz Peter schloss sein Studium 1951 an der Landeskunstschule ab. Schon während des Krieges und in den Jahren danach hatte er die Idee eines idealen Kommunismus mit einer pazifistischen und christlichen Grundhaltung verbunden. Aus dieser Überzeugung heraus zog er die Konsequenz, nicht als freier Künstler in der vermeintlichen Abhängigkeit von modischen Strömungen tätig zu sein, sondern wieder einer geregelten Arbeit als Technischer Zeichner nachzugehen. In den Fünfzigerjahren fand er Anstellungen in einem Betrieb für die Fertigung von Kraftfahrzeugteilen und als Grafiker in der Firma Flugzeugbau Nord in Hamburg-Finkenwerder.

1951 heiratete Peter seine erste Frau, eine Modistin, mit der er sich in Blankenese ansiedelte und mit der er bis 1963 verheiratet war. In diesen Jahren freundete er sich mit dem Dichter und Orgelbauer Hans Henny Jahnn an, den er durch die Vermittlung anderer Künstler kennen lernte. Bald gehörte Peter zum so genannten Hirschpark-Kreis der künstlerischen und persönlichen Freunde von Jahnn, bis dieser im November 1959 starb.

Die Zeit im Kreis von Hans Henny Jahnn empfand Peter als anregend und intensiv; denn von Jahnn gingen eine hohe künstlerische Kraft und ein faszinierender Ideenreichtum aus. Peter, der aufgrund der frühen kommunistischen Einflüsse selbst auf der Suche nach idealen Lebensformen war, interessierte sich für die von Jahnn 1919 gegründete Künstlergemeinschaft Ugrino, in der Lebende und Tote nach ewig gültigen künstlerischen und göttlichen Gesetzen durch religiöse Bauten, Licht, Farben, Musik und Rhythmen zueinander finden sollten. Peters Interesse führte jedoch nicht zu eigener aktiver Beteiligung. Sein Verhältnis zu Jahnn wurde durch Bewunderung und Reflexion bestimmt. Ihn faszinierte, wie Jahnns schöpferische Kraft, die ihren Ausdruck im Orgelbau und in seinem literarischen Werk fand, einer als Menschen vernichtetend empfundenen Lebensweise gegenüber stand. Er sah kritisch, wie sich in Jahnns zwischen Ehe und Homosexualität geführtem Leben Leid und Erfüllung diametral gegenüber standen.

Peter thematisierte Jahnns Homosexualität und das Schicksal von dessen Ehefrau Ellinor in einem 1985 bis 1987 entstandenen Gemälde-Triptychon, zu dem zwei weitere flankierende Ölbilder gehören, sowie einem vorwiegend 1988 geschaffenen Zyklus aus Lithografien und Radierungen. In einem der Gemälde zeigt er Jahnn unter einem Himmel von Totenköpfen und in inniger Zwiesprache mit seinen Orgelpfeifen: auf der Suche nach höchster Vollendung und doch dem Tod geweiht, als „Fluss ohne Ufer“, wie Peter das Bild in Anlehnung an den gleichlautenden Roman von Jahnn betitelte. Jahnn war dieser Zwiespalt wohl bewußt. „Die Ursache für die Freundschaft zwischen David und Jonathan“, schreibt der Dichter in der Einleitung zu seinem Drama „Spur des dunklen Engels“, „ist ihre von der Schöpfung bestimmte hormonale Beschaffenheit, für die sie nicht verantwortlich sind. Die Konstitution hat ihnen das Schaffen und Erleiden angeordnet. David ist ein Genie ...“, und damit meinte Jahnn sich selbst. Heinz Peter ist für einen gewissen Zeitraum und mit den Möglichkeiten der bildenden Kunst die Rolle des Beobachters und Analytikers zugefallen. Seine Gemälde und Grafiken zu Hans Henny Jahnn sind damit neben dem künstlerischen Aspekt auch zu persönlichen Zeugnissen und Zeitdokumenten geworden.

Außer einer Handvoll Zeichnungen ist das Frühwerk von Heinz Peter aus nicht nachvollziehbaren Gründen verloren gegangen. Vom Beginn der Sechzigerjahre sind lediglich vier Gemälde erhalten geblieben, die die bedeutende Kreativität des Künstlers, hohe kompositorische Fähigkeiten und Sicherheit in der farblichen Gestaltung belegen. In enger Anlehnung an die kubistischen und flächigen Tendenzen in der Hamburger Kunst dieser Zeit etwa bei Eylert Spars und Fritz Kronenberg schuf Peter in seinem Atelier auf St. Pauli ein „St. Pauli-Stilleben“, ein 1961 gemaltes „Stillleben mit Fischen und Vasen“, das 1965 entstandene Porträt eines Unbekannten mit Flasche und Glas mit einem Ausblick vom Atelier über die Dächer der Stadt sowie ein Gemälde „Der Clown“ aus dem selben Jahr. Alle vier Bilder könnten in jeder modernen Gemäldesammlung einen angesehenen Platz finden.

Trotz der hohen künstlerischen Begabung zog Peter es weiterhin vor, seinen Lebensunterhalt als Angestellter zu verdienen. 1962/63 war er erneut als Technischer Grafiker bei der Hamburger Flugzeugbau GmbH in der Abteilung für Druckschriften beschäftigt. 1963 fuhr er für zwei Monate als Fischverarbeiter auf dem Hamburger Fischdampfer „Wilhelm Ladiges“ auf der Reise nach Grönland zur See. 1964 war er in einem Ingenieurbüro, 1965 bei der Maschinenfabrik Jungheinrich als Technischer Zeichner angestellt. 1965/66 arbeitete er als Bühnenmaler bei den Städtischen Bühnen in Lübeck, von 1966 bis 1969 wiederum als Technischer Zeichner bei der Standortverwaltung der Bundeswehr in Hamburg. Zusammen mit seiner zweiten Frau Ellen Peter, die er 1964 geheiratet hatte, betrieb er seit 1968 die „Ateliergalerie“ in der Blankeneser Hauptstraße 70. Hier gehörten die Malerin und Grafikerin Gerda Reichert und der Maler Curt Gröper, ebenfalls ein Schüler von Mahlau und Grimm, zu den ersten Künstlern, die ihre Arbeiten in der Galerie ausstellten. Peter zeigte seine eigenen Arbeiten in der „Ateliergalerie“.

Während der Siebzigerjahre schuf Peter unter dem Einfluss der Malerei von Max Ernst eine große Zahl allegorischer und surrealistischer Gemälde, die heute für das malerische Hauptwerk von Heinz Peter stehen. „Dachlandschaft mit Akt“ und „Elfenreigen“ (beide 1974), „Die Träumerin“ (1978) und „Die Vögel“ (1979) gehören zu dieser Serie. Die großen Retrospektiven zu Max Ernst u.a. 1975 im Guggenheim-Museum in New York sowie 1979 in der Berliner Nationalgalerie und im Haus der Kunst in München übten auf Peter wie auch auf viele andere Künstler einen starken Einfluß aus. Nach dem Vorbild von Max Ernst bezog er Collage-Elemente und die Rahmengestaltung in die Bildkomposition ein. In Farbigkeit, Maltechnik und Oberflächenbehandlung fand Peter jedoch seinen eigenen Stil, den man mit dem für die späte Malerei der DDR gefundenen Schlagwort von der „Neuen Prächtigkeit“ charakterisieren könnte. Seit dem Beginn der Siebzigerjahre erlangte die Grafik eine große Bedeutung in Peters Werk. Die Techniken der Radierung, der Lithografie und des Siebdrucks dürfte der Künstler während seiner Studienzeit an der Landeskunstschule erlernt haben. Auf dem Gebiet der Lithografie entwickelte er seit 1972 neben der Arbeit mit den üblichen Lithografie-Steinen auch den Druck von fotografisch belichteten Zinkplatten. In der Folge schuf Peter ein grafisches Werk von außergewöhnlich hoher Qualität.

Von 1971 bis 1976 arbeitete der Künstler als Technischer Zeichner in der Lichtabteilung der Philips Deutschland GmbH. Seit Mitte der Siebzigerjahre hatte er Atelier und Wohnung in der Kleinen Reichenstraße, wo auch Atelier-Ausstellungen stattfanden. Im dortigen Atelier entstand das Triptychon zu Hans Henny Jahnn. 1983 lernte Peter seine spätere Lebensgefährtin Lieselotte Haum kennen und bezog im Frühjahr 1986, nachdem er eine vierjährige Tätigkeit als Layouter im Heinrich Bauer Verlag nach mehreren Herzinfarkten aufgeben mußte, Wohnung und Atelier im Jenckel-Haus in der Holstenstraße 110. Dort malte er die beiden flankierenden großen Gemälde zu Hans Henny Jahnn, „Der Reiter“ („Hans Henny Jahnn auf Bornholm“) und „Fluss ohne Ufer“. Im Souterrain des Jenckel-Hauses richtete Peter seine Werkstatt für „Altonaer Handdrucke“ ein. Die Auflagen seiner Lithografien von Steinen und Zinkplatten druckte er selbst auf eigens hierfür angeschafften alten Pressen. Thematisch beschäftigt sich Peters Grafik mit zahlreichen künstlerischen Themen wie Stillleben, Porträts, Selbstbildnissen, Landschaften sowie Stadtansichten aus Paris und Hamburg. Ein größerer Komplex umfasst politische Themen, Zeitgeschehen und gesellschaftliche Befindlichkeiten der Bundesrepublik Deutschland und reflektiert Großstadt und Sexualität. In über zwanzig Blättern schuf der Künstler Illustrationen zu Dramen, Romanen und Erzählungen von Hans Henny Jahnn wie dem „Neuen Lübecker Totentanz“, „Spur des dunklen Engels“, „Polarstern und Tigerin“, „Perrudja“, „Medea“, „Fluss ohne Ufer“ und „Die Nacht aus Blei“. Er lithografierte Porträts des Dichters und schilderte Szenen aus dessen Leben. Der größte Teil des grafischen Werks entstand 1988 und im Jahr darauf. Es umfasst 135 druckgrafische Arbeiten aus den Jahren 1970 bis 1990 in den Techniken Lithographie, Radierung, Holz- und Linolschnitt und gehört in seiner technischen Präzision und Differenziertheit zu den besten Leistungen der grafischen Kunst in Hamburg. 1988 und 1989 zeigte Peter Ausstellungen der Gemälde zu Hans Henny Jahnn und der Druckgrafik in seinem Atelier im Jenckel-Haus. In der Malerei konzentrierte sich Peter seit den Achtzigerjahren auf das Porträt. Die Grenze zur Karikatur überschritt er 1988 mit einem lebensgroßen Bildnis des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, das diesen als Yoyo-Spieler inmitten eines Kohlkopf-Kabinetts und vor der blutig skelettierten Figur von Joseph Beuys zeigt. Es verkörpert beispielhaft die Mehrschichtigkeit von Peters Malerei: Porträt-Ähnlichkeit war ebenso gewollt wie ein karikaturhafter Stil und politische Kritik. Den Sommer über malte er Landschaften aus Schleswig-Holstein und der näheren Umgebung der Hansestadt. Mit buntfarbigen und fröhlichen Ansichten von Hamburg, einem vom Turm der Landungsbrücken aus gemalten Bild vom Hafengeburtstag sowie Ansichten aus Blankenese und Finkenwerder knüpfte Peter an lange Traditionen Hamburgischer Malerei an.

1990 reiste Peter mit seiner Lebensgefährtin Liesel Haum nach New York. Im Anschluss entstand eine Serie von Ölbildern mit Ansichten und Straßenszenen aus der amerikanischen Metropole. Obwohl eine Amerika-Reise sicher nicht seinen politischen Überzeugungen entsprach, war der Künstler fasziniert von der Architektur, von Wolkenkratzern, Werbedesign und Lichtreklamen, von China-Town, der Manhattan-Bridge, dem Nebeneinander von Weltstadt und kleinen Märkten, vor allem aber von den Menschen unterschiedlichster Nationen und sozialer Schichten. Keine der anschließend gemalten Ansichten von New York kommt ohne Menschen aus. Die reine Stadtlandschaft interessierte den Maler weniger, wohl aber das Leben der Leute, ihre typischen Kostüme, Gesichter, Gesten und Körperhaltungen. Er malte Stadtmenschen: eine schöne Asiatin vor erleuchteten Fassaden, abends auf dem Heimweg oder, wenn wir ihren Ohrschmuck und die feine Garderobe betrachten, auf dem Weg ins Theater, einen Bettler mit vier afrikanischen Damen in ihren nationalen Kostümen und „Menschen auf dem Flohmarkt“, die ihre Waren feilbieten oder erschöpft nach Hause streben.

In Peters New-York-Impressionen scheinen ein letztes Mal die malerischen Errungenschaften des Künstlers aus den vergangenen Jahrzehnten auf. In der Figur des Bettlers mit dem gedankenvollen Blick, den großen Händen und Füßen reflektiert er noch einmal die stillen, kantigen, in sich versunkenen Figuren seines Lehrers Erich Hartmann, dessen großes Thema die Würde des Menschen war. Die Armbinde in den Farben der amerikanischen Flagge symbolisiert, dass der Amerikanische Traum auch in bitterster Armut enden kann, während Einwanderer aus vielen Nationen immer aufs Neue ihr Glück versuchen. Glück, Hoffnungen, Menschenwürde, sind - so das Schild rechts im Bild - „For Sale“. Sie stehen immer zum Verkauf. Hier malte Peter sicher nicht nur eine Impression sondern ein politisches Bild.

Fein gezeichnet und in zahlreichen farbigen Details zu schimmernden Oberflächen zusammengesetzt sind die Bilder vom Flohmarkt, vom Gemüsestand, aus China-Town und von Lichtreklamen. Die Physiognomien der Menschen, ihre Gesten und Körperhaltungen behalten jedoch vor ornamental, dekorativ und stark farbig gestalteten Flächen und Räumen ihr eigenes Gewicht. Ein großer Wurf gelang Peter mit dem Bild einer Gruppe von fünf Figuren auf einer Straße von Manhattan. Eine Dame am vorderen Bildrand wendet sich winkend und in einer Dreivierteldrehung einer Familie im Hintergrund des Bildes zu. Am linken Rand passiert eine Frau mit asiatischem Profil. Die Bewegungen der Menschen wirken wie angehalten in einem starren Korsett aus Fluchtlinien und perspektivischen Verkürzungen, die durch die Straße und die Architektur vorgegeben werden. Die Einsamkeit der menschlichen Figuren wird durch kräftige Farbkontraste in scharf umgrenzten Flächen noch verstärkt und erinnert an Edward Hopper, den Maler einsamer Menschen in amerikanischen Vorstadtszenerien. Peters Malerei ist engagiert. Sie reflektiert den Alltag der Menschen, ihre kleinen und großen Sorgen, ihre Beziehungen zueinander, ihre Hoffnungen und ihre Rolle als Rädchen im großen Weltgefüge. Das Staunen über die vielen farbigen Dinge ist dem Maler dabei jedoch nicht verloren gegangen.

Heinz Peter starb nach Jahren schwerer Krankheit im Februar 1993. Sein künstlerisches Werk blieb zeit seines Lebens von der Hamburgischen Kunstgeschichte unbeachtet. So gut wie keines der Standardwerke zur Kunst in Hamburg erwähnt seinen Namen. Erst die von Liesel Haum durchgeführte Gedächtnis-Ausstellung im November 1993 im Jenckel-Haus und eine Ausstellung der Elbdörfer-Galerie im September 1998 würdigten das Gesamtwerk des Künstlers. Im April 2009 zeigte Maria Peter, die Tochter des Künstlers, in der von ihr seit 2006 in der Blankeneser Hauptstraße 141 weiter geführten „Galerie Blankenese“ anlässlich des 85. Geburtstags von Heinz Peter eine Ausstellung der „New Yorker Impressionen“. Diese drei Ausstellungen ermöglichten intensivere Beschäftigungen mit dem Werk des Künstlers, deren Ergebnisse in den hier vorgelegten Text eingeflossen sind. Von den 135 grafischen Arbeiten des Künstlers lagen zuletzt noch 119 in kleinen Auflagen bereit. Von diesen stiftete Liesel Haum 2004 jeweils ein Exemplar dem Altonaer Museum in Hamburg. Ein als Buch publiziertes Werkverzeichnis der Druckgrafik wäre für die Kunstgeschichte Hamburgs ein außerordentlicher Gewinn. 2013 erwarb die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky die fünf Ölgemälde zu Hans Henny Jahnn, die seitdem in Räumen der Bibliothek ausgestellt sind.

Flensburg, im September 2013


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